Zeitungsartikel „Linksverkehr schreckt Besucher“ (1968)

Zeitungsartikel, Zeitung WAZ,  01/02, Nr, 80, Mittwoch, 03. April 1968 „Linksverkehr schreckt Besucher“ (1968), im Gespräch mit Hans Lembeck.

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Beschreibung

01/02 Nr, 80 / Mittwoch, 3. April 1968

Linksverkehr schreckt Besucher
Hans Lembeck: England will stärker um deutsche Touristen werben

DAS
MITTWOCH
GESPRÄCH

GESPRÄCHSPARTNER HANS LEMBECK: Rote Londoner Busse kommen nach Duisburg.

WAZ-Bild: Anhöck

„Das schmeckt köstlich“, mit diesen Worten stellt Hans Lembeck im behaglichen Wohnzimmer hinter seiner neuen Buchhandlung auf der Schrek-kerstraße in Hamborn das leere Bierglas auf den Tisch. Er ist gerade aus England zurückgekehrt und mußte somit für eine Woche auf den Gerstensaft hiesiger Brauart verzichten. Zusammen mit 50 Reisefachleuten aus dem Bundesgebiet war er einer Einladung der „British Travel Assoziation“ gefolgt.

Hans Lembeck hat nämlich zwei Berufe: er ist Buchhändler und hat in Hamborn die elterliche Buchhandlung übernommen; außerdem ist er gelernter Reiseleiter. Seit mehr als 30 Jahren führte ihn dieser Beruf im Sommer durch Deutschland, Frankreich und die Benelux-Staaten. Rund eine halbe Million Kilometer legte er in dieser Zeit zurück.

MEHR DEUTSCHE SEHEN

Die britische Reise-Dachgesellschaft, ihr Schirmherr ist Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, möchte mehr Deutsche als Touristen im Lande sehen. „Dafür wollen die Engländer in diesem Sommer 600 000 DM in die Werbung stecken“, weiß Lembeck. So sollen als Werbegag auch die berühmten dop-pelstöckigen roten Londoner Busse in diesem Sommer in einigen deutschen Großstädten für die Themse-Metropole Reklame fahren. „Sie werden auch in Duisburg und Hamborn je einen Tag zu sehen sein“, kündigt Lembeck an.

Noch steht England in der Skala der kürzeren oder längeren Urlaubsreisen weit hinten an. Paris ist nicht zu schlagen. Allein über Ostern werden  über  1000 Duisburger Paris besuchen.

Für den Reisefachmann ist es ganz offensichtlich: Während sich für Paris selbst noch 80jährige interessieren, setzen sich die Englandreisenden aus jüngeren Jahrgängen zusammen ; durchweg Oberschüler, Studenten und natürlich, auch viele Lehrer. Ihnen geht es vermutlich weniger darum, England kennenzulernen, als vielmehr ihre englischen Sprachkenntnisse zu vervollständigen.

KOSTENLOSES ÜBERSETZEN

Wird England jemals mit einer deutschen Touristen-Invasion rechnen können? Hans Lembeck ist davon nicht ganz überzeugt, Er nennt einen plau-übl#n Grund: Der in England übliche Linksverkehr dürfte das Haupthindernis sein.

Allerdings wird das Werben um den Touristen aus Deutschland immer stärker und attraktiver. So können jetzt sogar Personenwagen kostenlos übergesetzt werden, wenn mindestens vier Personen mitfahren.

Das gilt auch für Omnibusse mit einer bestimmten Mindestbelegung. „Und die vierstündige überfahrt ist eine gemütliche kleine Seereise“, meint Lembeck, zumal es an Bord unverzollte Waren gibt.

überrascht war Lembeck vom reichhaltigen, typisch englischen Frühstück, das jeweils im Zimmerpreis mit inbegriffen ist: „Da können manche deutsche Hoteliers nicht mit.“‚

Und noch eine angenehme Überraschung gibt es in vielen englischen Hotels: Das Zimmermädchen bringt morgens den Tee ans Bett.

Hans Lembeck freut sich dagegen trotz seiner vielen Reisen immer wieder auf seinen eigenen Wohnwagen. Dieser steht jetzt in Friesland. Er wird der Familie Lembeck, Frau Barbara und den beiden jüngsten Kindern, auch am kommenden Wochenende wie der als gemütliches Zuhause dienen. Carlo Triarobacher